Wir Österreicher tanzen uns ja traditionell ins neue Jahr. Außerdem heißt es: Rechtzeitig Wäsche abnehmen, denn sonst verheißt das nichts Gutes für das neue Jahr. Warum aber auch Weintrauben, ein Esel, ein gepackter Koffer und Unterwäsche ihren Teil zu unserem Glück beitragen könnten, zeigt ein Blick in andere Länder. Ich habe mich für euch mal genauer umgeschaut und dabei nicht nur amüsante, sondern auch unglaublich skurrile Silvesterbräuche gefunden.
Spanien: Schnell 12 Weintrauben verspeisen
Kurz vor Silvester steigt der Weintraubenverkauf in spanischen Supermärkten nicht ohne Grund rasant an. Die Spanier brauchen zu Silvester neben den 12 uvas de la suerte (12 Trauben des Glücks) vor allem gutes Timing: Zu jedem der zwölf Glockenschläge wird eilig eine Traube hinuntergeschluckt. Wem das punktgenau gelingt, der darf sich über viel Glück im neuen Jahr freuen – alle anderen haben leider Pech. Den Ton für das Traubenverzehren gibt Spaniens berühmteste Turmuhr auf der Puerta del Sol in Madrid an. Aufgrund akuter Erstickungs- und Unglücksgefahr lassen die Spanier inzwischen Gnade walten: Die Uhr an der Puerta del Sol schlägt kurz vor Mitternacht nur noch alle drei Sekunden. Trotzdem ist Wendigkeit gefragt: Denn zusätzlich äußert man der Tradition nach zu jedem der 12 Glockenschläge einen Wunsch für jeden Monat des kommenden Jahres.
Neujahrsspruch: ¡Feliz Año Nuevo!
Italien: Untendrunter bitte Rot!
In Italien müssen wir schon etwas genauer hinschauen, um einen Unterschied zu unseren Silvestertraditionen zu erkennen: In ganz Bella Italia tragen Männer wie Frauen an San Silvestro nämlich rote Unterwäsche, damit das neue Jahr voller Glück, Gesundheit und Segen ist. Wichtig: Die Unterwäsche muss ein Geschenk sein und am 1. Jänner gleich wieder entsorgt werden. Deshalb gibt es bereits unter dem Weihnachtsbaum in vielen italienischen Familien feuerrote Überraschungen für die ragazza und die mamma.
Warum besonders in Süditalien nächtliche Fußgänger vorsorglich in der Straßenmitte spazieren, hat ebenso einen Grund: Hier gilt der Brauch, altes Geschirr und (früher) sogar Möbel aus den Fenstern zu werfen, um Platz für Neues zu schaffen. Also lieber mal einen vorsichtigen Blick gen Himmel werfen. Etwas ungefährlicher ist da der Silvesterbrauch, für ordentlich Geldsegen im neuen Jahr Linsen mit Schweinshaxe zu essen.
Neujahrsspruch: Felice anno nuovo!
Schweiz: Armer, geschlagener Esel
Der Brauch des Altjahrsesu in Schwarzenburg in der Schweiz ist ein ganz besonderes Spektakel: Der Esel ist Teil eines geräuschvollen Umzugs und er verkörpert das alte Jahr. Deshalb muss er so richtig draufzahlen. Für alles Schlechte, das er im alten Jahr verursacht hat, erhält er eine gehörige Tracht Prügel. Tierquälerei ist das zum Glück dennoch nicht, denn für die Schläge stellt sich ein verkleideter Schweizer zur Verfügung. Ich habe trotzdem ein bisschen Mitleid.
Neujahrsspruch: E guäts Rü(t)schli is noiä Jahr!
Tschechische Republik: Der Apfel ist Wahrsager
Um einen Blick in die Zukunft zu wagen, gießen die Tschechen ebenso wie wir Österreicher Blei. Noch traditioneller ist aber das Apfelorakel und das funktioniert so: Ein Apfel wird halbiert und das Kerngehäuse verrät den Tschechen ihr Schicksal: Sind die Kerne in Sternform angeordnet, ist Glück im nächsten Jahr garantiert. Stellt das Kerngehäuse ein Kreuz dar, droht leider Unheil.
Neujahrsspruch: Šťastný nový rok!
Mexiko: Die Sache mit dem gepackten Koffer
Die feurigen Mexikaner laufen zu Silvester mit einem gepackten Koffer eine Runde um das Haus, denn das soll eine schöne Reise im folgenden Jahr garantieren. Angeblich gibt es auch solche, die gleich um den ganzen Block rennen. Damit gehen sie vermutlich auf Nummer sicher (oder sie werden dann besonders weit reisen).
Wie die Spanier verspeisen die Mexikaner um Mitternacht außerdem 12 Weintrauben und rote Unterwäsche soll hier wie in Italien für Glück im neuen Jahr sorgen. Daneben werden in diesem mittelamerikanischen Land aber ebenso gelbe Dessous getragen, wenn ein besonderer Geldsegen für das nächste Jahr erwünscht ist. Besonders melancholisch: Wer sich von Tränen und Sorgen befreien möchte, schüttet ein Glas voll Wasser auf die Straße.
Neujahrsspruch: ¡Feliz Año Nuevo!
Argentinien: Leise rieselt Papier
Wusstest du, dass es zu Silvester in Argentinien schneit? Zwar ist es dort natürlich viel zu warm für Schnee, aber zumindest in Buenos Aires erweckt es doch den Anschein. Hier schreddern die Menschen nämlich ihre alten Unterlagen und Akten und kippen um die Mittagszeit Unmengen an Papierschnipseln aus dem Fenster. Sie befreien sich damit von alten Lasten. Und die Müllabfuhr hat am ersten Tag des neuen Jahres alle Hände voll zu tun.
Neujahrsspruch: ¡Feliz Año Nuevo!
Kindliche Luftsprünge auf den Philippinen
Philippinische Kinder springen um Punkt Mitternacht so hoch wie möglich in die Luft. Warum? Weil das einen Wachstumsschub verursachen soll und die Kleinen so im kommenden Jahr viel größer werden. Angeblich macht das auch manch Erwachsener, der noch den letzten Funken Hoffnung auf eine stattliche Körpergröße verspürt.
Neujahrsspruch: Manigong bagong taon!